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Wenn Stromzähler und Parkplätze lernen zu kommunizieren

Mit LoRaWAN lassen sich einfache Informationen energiesparend und kostengünstig über weite Distanzen übertragen. Damit ebnet die Funktechnologie dem Internet der Dinge den Weg.

Autofahrer sehen in einer App, wo Parkplätze frei sind. Wenn ein Müllcontainer voll ist, erhält das Entsorgungsunternehmen eine Nachricht. Mitarbeiter der Wasserversorgung rufen Informationen über Durchflussmengen und Zählerstände jederzeit online ab. Was nach Zukunftsmusik klingt, wird durch die Funktechnologie LoRaWAN Wirklichkeit. Im Interview erklärt Nils Hoesch, Leiter Elektromobilität bei Energiedienst, welche Vorteile die Technik hat und wie sie sich nutzen lässt.

KOMMpakt: Was kann LoRaWAN?

Nils Hoesch: Die Abkürzung steht für „Long Range Wide Area Network“. Ab 2009 wurde die Übertragungstechnik entwickelt, ursprünglich in Frankreich. Mit ihr lassen sich kleine Datenmengen je nach Umgebung bis zu 15 Kilometer weit senden. Im Gegensatz zu dem Mobilfunkstandard LTE gelangen die Signale aufgrund ihrer niedrigen Frequenz auch in Tiefgaragen und Keller, was zum Beispiel für die Übermittlung von Zählerständen wichtig ist.
 

KOMMpakt: Wie kann LoRaWAN das Internet der Dinge in Fahrt bringen?

Nils Hoesch: Unter dem Internet der Dinge versteht man Technologien, die Gegenstände vernetzen, sodass sie kommunizieren können. Hier kommt die LoRaWAN-Technologie zum Einsatz: Sie verbindet Endgeräte wie Sensoren mit sogenannten Gateways. Diese leiten die Signale der Sensoren verschlüsselt an einen Server weiter. Ein Beispiel: Ein Sensor misst die Luftqualität im Stadtgebiet an mehreren Plätzen. Die Daten werden auf einer Anzeigetafel visualisiert.

KOMMpakt: Welche Vorteile bietet LoRaWAN als Funktechnik?

Nils Hoesch: Die Technik ermöglicht nicht nur eine hohe Reichweite, sie ist auch energiesparend und kostengünstig. Zum einen sind Bandbreite und Leistung der Endgeräte gering, da sie nur kleine Informationspakete versenden. Zum anderen befinden sich die Geräte standardmäßig in einer Art Schlafzustand und werden nur aktiv, wenn sie Informationen übermitteln. Dadurch laufen sie bis zu zehn Jahre lang mit derselben Batterie. Zudem nutzt die LoRaWAN-Technologie lizenzfreie Funkbereiche.
 

KOMMpakt: Ist die Datenübertragung sicher?

Nils Hoesch: Ja, die Datensicherheit ist gewährleistet. Das Protokoll arbeitet mit einer sogenannten zweistufigen symmetrischen Verschlüsselung und der Schlüssel wird nie per Funk übermittelt.

KOMMpakt: Hat Energiedienst LoRaWAN getestet?

Nils Hoesch: Vergangenes Jahr haben wir in Rheinfelden zwei solarbetriebene LoRaWAN-Gateways installiert und Sensoren in der Stadt eingebunden; online visualisieren wir auf einem Dashboard die Messwerte. Zudem möchten wir LoRaWAN in Murg einsetzen sowie mit Kunden und Partnern weitere Projekte auch in anderen Kommunen umsetzen.

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Dezentrale Energiewende: Pilotprojekt in Murg
 

Die LoRaWAN-Technologie bringt nicht nur das Internet der Dinge, sondern auch die Energiewende voran – zum Beispiel, indem sie Informationen von intelligenten Stromzählern übermittelt. In Murg möchte Energiedienst dieses Einsatzgebiet im Rahmen eines C/sells­Projekts demonstrieren. C/sells-Projekte zeigen, wie dezentrale und intelligente Energie-systeme aussehen können: Die Bewohner eines definierten Gebiets, einer sogenannten Zelle (engl. „cell“), erzeugen ihren Strom selbst und verkaufen (engl. „sell“) übrige Energie an ihre Nachbarn.
 

„Die Begeisterung in Murg ist groß“

In Murg möchte Energiedienst in der ersten Projektphase die Stromerzeugung und den Stromverbrauch über eine Plattform visualisieren. Um die nötigen Daten zu erfassen, sollen Murger Bürger intelligente Stromzähler erhalten. „Diese Zähler planen wir über LoRaWAN auszulesen“, erklärt Oliver Maicher, Projekt-Ingenieur bei Energiedienst. Zum Start des Projekts gab es in Murg einen Bürgerdialog. Anschließend soll eine Arbeitsgruppe aufzeigen, wie sich die Teilnehmer die Energiezukunft vor Ort vorstellen und wie sie sich auf dem Weg Richtung Energieautarkie einbringen wollen. „Die Begeisterung für die Energiewende in Murg ist groß“, sagt der Murger Klimaschutzmanager Maximilian Rüttinger. „Wir wollen Vorbild für andere Kommunen sein.“
 

Schaufenster für intelligente Energie

Unter dem Namen „C/sells – der Solarbogen Süddeutschland“ arbeiten Hersteller, Netzbetreiber und Wissenschaftler aus Baden-Württemberg, Hessen und Bayern zusammen, um die dezentrale Energiewende zu erforschen und ins Rollen zu bringen.

Mehr Infos: www.csells.net/de

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