Smarte Lösungen fürs Netz der Zukunft
Mehr Ökostrom, mehr E-Autos, mehr Speicher: Die wachsende Zahl dezentraler Erzeuger und Verbraucher erfordert innovative Antworten für die sichere Versorgung. Mit smarten Lösungen rüstet sich ED Netze schon heute für die Zukunft – und investiert auch weiter in die Leistungsfähigkeit der Netze.
Bis 2040 klimaneutral – so schreibt es das Klimaschutzgesetz in Baden-Württemberg vor. Dabei spielt der beschleunigte Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung eine entscheidende Rolle. Das bedeutet: Auf absehbare Zeit wird der Anteil volatiler Erzeuger weiter steigen. Gleichzeitig sollen E-Autos und Wärmepumpen herkömmliche Fahrzeuge und Heizsysteme ersetzten, was zu einem höheren Strombedarf führt. Diese Gemengelage macht die Aufgaben für Verteilnetzbetreiber wie ED Netze immer anspruchsvoller. „Wir müssen Erzeugung und Verbrauch in Balance halten“, bringt es Franziska Heidecke, Leiterin Digitalisierung und Innovation bei ED Netze, auf den Punkt. Und ergänzt: „Dabei helfen uns belastbare Daten über die Stromerzeugung und den Verbrauch – auf allen Spannungsebenen. Seit einigen Monaten liefert uns eine innovative Technologie solche Informationen aus dem Niederspannungsnetz – das sogenannte Smight Grid.“
Intelligent messen im Ortsnetz
Hinter Smight Grid verbirgt sich ein von der Netze BW GmbH und dem EnBW-Start-up Smight entwickelter, patentierter Sensor. Dieser misst alle 15 Minuten die jeweilige Stromstärke an den einzelnen Abgängen in 250 Ortsnetzstationen von ED Netze im Raum Donaueschingen. Die so gewonnenen Daten überträgt der Sensor dann verschlüsselt via Mobilfunk an eine Internet-of-Things(IoT)-Plattform von Smight. Sie werden dort gespeichert, ausgewertet und anschließend auf einem Webportal für die Experten von ED Netze sichtbar gemacht. Franziska Heidecke ergänzt: „Ähnlich wie beim Smart Meter für Stromkunden bekommen wir so Daten direkt aus dem Herzen unseres Netzes – aus unserer Ortsnetzstation - und können damit unsere Prognosen für die Einspeisung und Last verbessern.“ Auch für die Planung liefert das Smight Grid wertvolle Informationen – zum Beispiel, um weitere Ladestationen für E-Autos oder Photovoltaikanlagen ins Netz zu integrieren.
Kluge Ortsnetzstationen
Auch erweiterte Ortsnetzstationen (eOS) helfen, die Versorgungssicherheit trotz volatiler Einspeisung sicherzustellen. Denn sie erkennen frühzeitig verschiedene Netzfehler und übertragen diese an die Leitstelle von ED Netze in Rheinfelden. Über Fernsteuerung lässt sich dadurch kurzfristig der betroffene Netzteil freischalten – die Experten können den Fehler zeitnah an der passenden Stelle beheben. Jedes Jahr nimmt ED Netze bis zu zehn solcher erweiterter Ortsnetzstationen in Betrieb.
Neubau Umspannwerk Löffingen
Die Zukunft im Blick hat der südbadische Netzbetreiber auch bei aktuellen Investitionen in die Leitungsinfrastruktur. In Löffingen startete dieses Jahr der Bau eines neuen Umspannwerks. Bereits 2022 soll es seine Arbeit aufnehmen. „Die Anlage sichert in der Region die Versorgung für die kommenden Jahrzehnte. Wir werden damit dem steigenden Leistungsbedarf dezentraler Erzeuger gerecht und machen den Anschluss weiterer größerer Windkraft- oder Photovoltaikkraftwerke möglich“, erklärt Markus Linder, Leiter Hochspannungsanlagen und Sekundärtechnik bei ED Netze.
Das Umspannwerk entsteht auf einem 2.000 Quadratmeter großen Gelände in unmittelbarer Nähe zu einer 110-Kilovolt-Freileitung. Dort befand sich bislang eine 20-Kilovolt-Übergabestation, deren Aufgabe die neue Anlage gleich mit übernimmt. Besonderheit des Projekts für rund acht Millionen Euro: ED Netze setzt dort auf SF6-freie Schaltanlagentechnik mit „clean air“ – getrockneter Luft, die ausschließlich aus Stickstoff und Sauerstoff besteht. Dazu Rainer Beck, Leiter Anlagen, Sekundärtechnik und Kabelfehlerortung: „Ein weiterer Baustein unserer Aktivitäten für unsere Klimaneutralität. Denn wir sparen ein CO2-Äquivalent von 18.240 Tonnen ein.“
ED Netze bloggt:
zum Smight Grid unter t1p.de/g05v
zum Umspannwerk unter t1p.de/poan
und zum Drohneneinsatz unter t1p.de/cfh4
Leitungscheck von oben

Über 530 Kilometer schlängeln sich die 110-Kilovolt-Freileitungen durch das Netzgebiet von ED Netze – neben den jährlichen Bodenkontrollen prüfen alle zwei Jahre Experten per Helikopter, ob sie intakt sind. Seit einiger Zeit übernehmen immer häufiger Multikopter diese Aufgabe, gesteuert von einem der acht dafür geschulten ED-Netze-Monteure. Das hat mehrere Vorteile. „Die Inspektionen werden einfacher und weniger gefährlich. Zudem erhalten wir schneller ein umfassendes Bild über den Zustand der Leitungsinfrastruktur durch die hochauflösenden Fotos“, erklärt Markus Linder, Leiter Hochspannungsanlagen und Sekundärtechnik bei ED Netze. Außerdem verringern weniger Helikoptereinsätze auch die CO2-Emissionen der Leitungsinspektionen. Darüber hinaus überprüfte ED Netze den Zustand von 100 Strommasten und 27 Kilometer Freileitung zwischen Zollhaus (Blumberg) und Neustadt mit einer teilautomatisierten Spezialdrohne. Hier absolvierten die Spezialisten einen sogenannten BVLOS-Flug „Betrieb außerhalb direkter Sicht zur Drohne“. Damit testete man gemeinsam mit den PartnernFlyNex und Globe UAV, ob sich Drohnen für diese Instandhaltungsaufgabe eignen.
Pioniere für E-Mobiliät
Was passiert, wenn Unternehmen komplett auf Elektromobilität umrüsten? Das nimmt ED Netze in den kommenden Jahren am Stützpunkt Schallstadt genau unter die Lupe. Bei dem Reallabor für E-Mobilität geht es um das Zusammenspiel von Ladeinfrastruktur, Fahrzeugen und Fahrgewohnheiten im Hinblick auf die Bedürfnisse von Gewerbe- und Handwerksbetrieben. Ein Ziel des Projekts lautet, Erfahrungen über die Alltagstauglichkeit einer vollelektrischen Flotte zu sammeln und interessierten Kommunen sowie Unternehmen zur Verfügung zu stellen.
Enge Zusammenarbeit
Mehr Lebensqualität für die Bewohner eines Neubaugebiets in Murg: Daran arbeitet ED Netze gemeinsam mit Netze BW. Die Netzbetreiber erneuerten dort eine 110-Kilovolt(kV)-Hochspannungsleitung und verlegten sie aus einem Wohngebiet heraus unter die neue Autobahn A98. Dieses Teilstück ist ein weiterer Baustein der Gesamterneuerung der 110-kV-Trasse von Waldshut-Gurtweil nach Schwörstadt. Beide Netzbetreiber investierten in das Projekt rund 25 Millionen Euro.
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Franziska Heidecke
Markus Linder