Schwung für die Wärmewende

Die Wärmeplanung ist ein verbindlicher Bestandteil der Stadtplanung auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050. Wie Energiedienst den Kommunen dabei hilft, erklärt Projektleiter Markus Nägele vom technischen Vertrieb Wärme- und Energielösungen.

Welche Rolle spielt der Wärmesektor für einen erfolgreichen Klimaschutz?

Markus Nägele: Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien allein sind die ehrgeizigen Klimaschutzziele der Regierung nicht zu schaffen. Es bedarf eines umfassenden Strukturwandels bei der Wärmeversorgung. Denn der Wärmesektor verursacht gut ein Drittel der energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland. Allein die Raumwärme hat dabei einen Anteil von rund 30 Prozent. Ein wesentlicher Grund, warum insbesondere Privathaushalte und mit ihnen die Kommunen ins Blickfeld der Verantwortlichen rücken. Ursprünglich sollte der sanierungsbedürftige Hochbehälter ein Pultdach mit Nordausrichtung erhalten. Doch Jörg Bleile, ED-Kommunalbetreuer und Gemeinderat in Wittnau, empfahl den Mitgliedsgemeinden des Verbands – also Au, Merzhausen, Sölden und Wittnau – eine andere Lösung: ein Solardach mit Südausrichtung, das künftig einen hohen Anteil des Energiebedarfs des Hochbehälters deckt.

„Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung braucht es auch eine konsequente strategische Planung für den Auf- und Ausbau von Wärmenetzen.“

Markus Nägele, technischer Vertrieb Wärme- und Energielösungen

Was bedeutet das denn genau für Kommunen?

Bis 2050 soll der gesamte Gebäudebestand klimaneutral mit Wärme versorgt werden, so das politische Ziel. Weil Wärme nur beschränkt transportfähig ist, spielt die lokale Ebene eine besondere Rolle. Das fordert insbesondere die Kommunen, noch mehr für den Klimaschutz zu tun. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen in der Wärmeversorgung braucht es auch eine konsequente strategische Planung für den Auf- und Ausbau von Wärmenetzen.  

Das äußert sich auch im Gesetz zur Weiterentwicklung des Klimaschutzes in Baden-Württemberg.

Richtig. Es verpflichtet Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern bis Ende 2023, einen kommunalen Wärmeplan auszuarbeiten und spätestens alle sieben Jahre fortzuschreiben. Energiedienst unterstützt die Kommunen dabei und bietet ihnen entsprechende Beratung an.

Als weitere Energiequelle entwickelt sich zunehmend Umweltwärme.
Wie wird diese genutzt?

Die Umwelt hält verschiedene erschließbare Wärmequellen wie Umgebungsluft, Grundwasser oder Erdwärme vor. Wenn möglich, nutzen wir oberflächennahe Erdwärme. Da das Temperaturniveau um zehn Grad Celsius liegt, sprechen wir von „Kalter Nahwärme“. Im Murger Neubaugebiet „Auf Leim“ im Landkreis Waldshut haben wir 45 Bauplätze für Einfamilienhäuser und sieben Bauplätze für mehrgeschossigen Wohnungsbau an eine Ringleitung angeschlossen. Über 32 Sonden, die jeweils 160 Meter in die Tiefe reichen, fördern wir die Erdwärme, die etwa acht Grad Celsius beträgt. Wärmepumpen erhöhen das Temperaturniveau auf 65 Grad Celsius für Warmwasser und rund 30 Grad Celsius für Heizwasser. Und im Sommer kann das System zum Kühlen verwendet werden.

Bringt Energiedienst bereits Erfahrungen in diesem Bereich mit?

Wir sind seit 2012 verstärkt im Wärmesektor unterwegs. Projekte konnten wir insbesondere im Geschosswohnungsbau umsetzen. Vor allem in größeren Gebäuden und Quartieren erzeugen inzwischen Blockheizkraftwerke Wärme und Strom aus klimaneutralem Gas. In Bestandsgebieten mit einem hohen Wärmeabsatz je Meter Trassenlänge lassen sich zudem Holzhackschnitzel zum Heizen und zur Erzeugung von Warmwasser nutzen. Energiedienst betreibt rund zehn holzbefeuerte Nahwärmenetze.

 

 

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle fördert Ihre „Machbarkeitsstudie Wärmeverbund Hochrhein“. Was verbirgt sich dahinter?

In der Industrie am Hochrhein entsteht in vielen Produktionsprozessen Abwärme in großen Mengen, mit der wir Neubaugebiete und bestehende Wohnquartiere umweltfreundlich mit Wärme versorgen möchten. Zusammen mit Projektpartnern bewerten wir innerhalb eines Jahres die technische Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens und entscheiden über die Zukunftsfähigkeit eines „Wärmeverbunds Hochrhein“.

Sammeln Sie schon erstes Know-how mit der Nutzung von Abwärme?

Seit 2015 nutzen wir die Abwärme des Laufwasserkraftwerks Laufenburg, um damit ein Wohnquartier zu versorgen. Seit 2020 verwenden wir Teile der Industrieabwärme der Evonik Industries AG für unser Wärmenetz in Rheinfelden ​​​​​​​und beliefern damit das Wohngebiet Grendelmatt sowie Areale in der Schildgasse.

Kommunale Wärmeplanung 

Die Novelle des Klimaschutzgesetzes des Landes Baden-Württemberg ist im Oktober 2020 in Kraft getreten. Sie verpflichtet Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern zur kommunalen Wärmeplanung. Solch ein Wärmeplan ist ein zentrales Instrument für die klimaneutrale Wärmeversorgung. Kommunen sitzen also an einer Schlüsselstelle und sind aufgefordert, mit umsichtiger und langfristiger Planung die Wärmewende vorantreiben. Eine große Herausforderung, der sich in den kommenden Jahren auch kleinere Kommunen stellen werden müssen. Die Landesenergieagentur hat kürzlich für die komplexe Aufgabe einen Leitfaden veröffentlicht:
www.kea-bw.de > Wärmewende > Wissensportal


Ansprechpartner

Markus Nägele

07623 92-513250